Problembehebung

Mykotoxine, Mutterkorn, Milben und Schadinsekten

Mykotoxine, Mutterkorn, Milben oder Schadinsekten können das (geerntete) Getreide befallen und großen Schaden anrichten. Wir erklären, wie Sie einen Befall erkennen und diesem vorbeugen können.

Mykotoxine

Mykotoxine sind giftige Stoffwechselprodukte von Schimmelpilzen, die bei ungünstigen Bedingungen bereits auf dem Feld oder aber bei der Lagerung, Weiterverarbeitung und dem Transport in Futtermitteln gebildet werden können. Sie sind bereits in geringer Dosis toxisch.

Insgesamt sind bisher an die 1000 Mykotoxine bekannt, von denen allerdings nur eine geringe Zahl regelmäßig in Futtermitteln nachgewiesen wird. Getreide und Mais sind besonders betroffene einheimische Futtermittel. Sie bergen ein höheres Risiko der Mykotoxinbelastung. Derzeit sind vor allem die Fusarientoxine (Feldschimmel) als problematisch anzusehen, da ihr Vorkommen gerade in den letzten Jahren zugenommen hat.

Die sogenannten Lagerpilze (Aspergillus- und Penicillium- Arten) und die Schwarzschimmelarten (z. B. Alternaria- Arten) können durch gute Trocknung und Lagerung, sowie der Verwendung von Konservierungsmitteln zuverlässig unschädlich gemacht werden.

Mykotoxine in Futtermitteln

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Die Untersuchung des Getreides auf Mykotoxine kann folgendermaßen erfolgen

  • ELISA (schnell, preiswert, für Rohstoffe geeignet),
  • HPLC (zeitaufwändig, relativ teuer, für rechtliche Fragestellungen und verschiedene Matrizen)
  • LC-MS/ MS (sensitive Methode; für den Profi; hochqualifiziertes Personal erforderlich; relativ teuer)

Als rechtliche Rahmenbedingungen beim Auftreten von Mykotoxinen gelten derzeit die aktuellen Futtermittelverordnungen, das EU-Recht sowie die Richtlinie 2002/32/EG des europäischen Parlments und des Rates vom 7. Mai 2002 über unerwünschte Stoffe in der Tierernährung.

Die Empfehlungen der Kommission vom 17. August 2006 aus dem Amtsblatt der Europäischen Union betreffend das Vorhandensein von Deoxynivalenol, Zearalenon, Ochratoxin A, T-2 und HAT-2-Toxin, sowie von Fumonisinen in zur Verfütterung an Tiere bestimmten Erzeugnissen 2006/576/EG und deren Ergänzungen in 2013/165/EU können ebenfalls zu Rate gezogen werden.

Die Dekontamination von mit Mykotoxinen belastetem Futter kann auf unterschiedliche Weise erfolgen. Zum einen ist eine technische Behandlung vor der Fütterung (Trocknung, Konservierung) oder aber die Dekontamination während der Verdauung ‚in vivo‘ möglich. Bei Letzterem kommen häufig Mykotoxinbinder zum Einsatz.

Bindung der Mykotoxine
Die Bindung der Mykotoxine erfolgt auf unterschiedlichen Wegen. Zum einen können sie durch Absorption gebunden werden. Ein Beispiel hierfür sind Tonschichtmineralien, bei denen die Bindung der Mykotoxine über ionische Wechselwirkung erfolgt, so dass sie sich zwischen den einzelnen Schichten einlagern und nicht mehr aus dem Darm in den Organismus gelangen können.

Detoxifikation durch Biotransformation
Eine weitere Detoxifikation von Mykotoxinen kann über Biotransformation stattfinden. Hierbei werden die Mykotoxine durch Enzyme in ihrer Struktur verändert, so dass sie für den Organismus nicht mehr schädlich sind.

Allgemein empfiehlt sich jedoch Maßnahmen zur Verringerung der Mykotoxinbelastung schon vorbeugend während der Futterproduktion zu beachten, so dass generell ein niedrigerer Mykotoxingehalt im Futter zu erwarten ist.

Maßnahmen auf dem Feld
Auf dem Feld ist die Auswahl der Fruchtfolge, der Anbau standortgerechter, pilzresistenter Sorten sowie eine ausgewogene Düngung zu beachten.

Maßnahmen bei der Ernte
Bei der Ernte sollte der Erntezeitpunkt bewusst gewählt, die Bodenbearbeitung berücksichtigt und eine schonende Erntetechnik verwendet werden (Bruchkorn ist anfällig für Schimmel).

Maßnahmen bei der Lagerung
Die Lagerung sollte nach einer Reinigung des Getreides mit einer sachgemäßen Verarbeitung und Konservierung sowie der Schädlingskontrolle erfolgen.

All diese Maßnahmen können dazu beitragen den Mykotoxinbefall in Futtermitteln zu reduzieren.



Mutterkorn

Mutterkorn ist die Überdauerungsform des Schimmelpilzes Claviceps pupurea. Es entwickelt sich in den Getreideähren. Anstelle des Getreidekornes wächst das dunkelgefärbte, meist deutlich größere, aus der Ähre herausragende Mutterkorn.

Mutterkörner enthalten Alkaloide, die in höheren Konzentrationen aufgenommen zu Vergiftungen bis hin zum Tod führen. Damit es zu keinen Vergiftungen kommt, liegt der Höchstwert laut Futtermittelverordnung bei 0,1 Prozent Mutterkorn. Ist das Getreide stärker belastet, darf es nicht verschnitten werden. Erst wenn nach erfolgter Aufbereitung (z. B. Reinigung) der Höchstgehalt nicht mehr überschritten wird, darf des betroffene Getreide in der Fütterung genutzt werden.

Von den Getreidearten werden vor allen Roggen und Triticale, seltener auch Weizen oder Gerste befallen. Aber auch viele Gräser können befallen werden. Ein großer Teil der Mutterkörner fällt bereits vor der Ernte aus und landet auf dem Ackerboden. Im Allgemeinen überleben sie nur bis zur kommenden Vegetationsperiode. Im Frühjahr keimen sie dann auf der Bodenoberfläche aus und bilden Sporen. Mit dem Wind werden diese Sporen dann auf die noch unbefruchtete Narbe der blühenden Getreideähren geweht und infizieren diese.

Einfluss des Klimas auf das Infektionsrisiko mit Mutterkorn
Bestimmte klimatische Faktoren begünstigen das Infektionsrisiko. So verlängert z. B. kühl-feuchtes Wetter (viel Regen im Mai bis Anfang Juni) die Blühperiode bei Gräsern und Getreide. Dem Pilz bleibt so länger Zeit für eine Infektion.

Wird in bestimmten Bereichen des Feldes ein Befall mit Mutterkorn festgestellt, sollte wie folgt vorgegangen werden:

  • Betroffenen Bereiche getrennt vom restlichen Bestand ernten und behandeln
  • Einstellungen am Mähdrescher so wählen, dass bereits auf dem Feld eine erste Reinigung erfolgt (Mutterkorn ist in der Regel leichter als das Getreidekorn.)
  • Getreide nur trocken (Kornfeuchten ≤ 14 Prozent) ernten
  • Nach der Ernte die Partie sichten und wenn nötig, erneut reinigen. Die Kontrolle des Getreides erfolgt anhand von Gewichts- und Farbunterschieden zum gesunden Getreide.
  • Stark befallenen Partien müssen in der Regel mehrmals gereinigt werden

Mutterkorn

Um einem erneuten Befall im kommenden Jahr vorzubeugen, muss die betroffene Fläche entsprechend behandelt werden. Hierzu ist z. B. der Mutterkornausfall ausreichend tief in den Boden einzuarbeiten (> 4 cm). Der Pilz ist dann im kommenden Frühjahr nicht in der Lage, beim Auskeimen die Bodenoberfläche zu erreichen. Weiterhin können z. B. Sortenwahl und Saatstärke dazu beitragen, eine kurze und einheitliche Blühphase zu erreichen. Das verkürzt das Infektionsrisiko zusätzlich.

Eine Bekämpfungsmöglichkeit von Mutterkornbefall mittels Fungizide besteht nicht.



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Schadinsekten

Die wirkungsvollste Maßnahme ist die Reinigung der Lagerräume. Dabei ist besonders sorgfältig vorzugehen. Ecken, Kanten und Zwischenräume dürfen nicht vergessen werden. Das beugt einer Besiedelung der neuen Ernte vor.

Eine weitere vorbeugende Maßnahme ist die Verringerung der Lagertemperatur im Getreidestapel. Allgemein gilt, dass Schadinsekten unterhalb von 18 °C eher selten auftreten. Mittels geeigneter Maßnahmen, wie z. B. einer Umlagerung oder Kühlung lässt sich die Temperatur im Lager nach der Ernte schnell verringern. Einer Besiedelung mit Schadinsekten kann so wirkungsvoll vorgebeugt werden.

Säurebehandeltes Getreide wird weniger von Käfern befallen. Die abweisende Wirkung tritt aber erst ab einer Dosierung von > 0,7 Prozent reiner Propionsäure ein. Erst ab einer Dosierung von über 1 Prozent Säure je Tonne Getreide sterben zwischen 50 und 60 Prozent und über 2 Prozent Säure 98 Prozent der Kornkäfer ab. Genau diese Dosierungen werden aber bei der Konservierung aufgrund der typischen Kornfeuchten nicht eingesetzt. Bei akutem Befall sollte auf geeignete Insektizide (z. B. K-Obiol) zurückgegriffen werden.

Getreideart: Roggen

Propionsäure-Dosierung (%) Effekt auf die Käfer-Mortalität (%) Ei-Ablage (Schlupf der Käfer)
0 kein Effekt normale Entwicklung
0,5 3 Schlupf kaum reduziert
1,0 15 Schlupf reduziert
2,0 93 nur noch geringer Schlupf
4,0 100 kein lebensfähiger Käfer

Lagerschädlinge identifizieren
Mit der Online-Bestimmungshilfe vom Julius Kühn-Institut können Sie Schaderreger identifizieren und Informationen zur Vorbeugung und zur ihrer Bekämpfung abrufen. Sie umfasst mehr als 40 Vorratsschädlinge und wird fortlaufend um andere Schaderreger an Kulturpflanzen erweitert.



Milben

Mit dem Vorkommen von Milben muss praktisch in jeden Lagerräumen gerechnet werden. Sie können sich aktiv ausbreiten oder werden durch Tiere übertragen. Aufgrund ihrer Lebensansprüche ist eine Überwinterung in Lägern und anderen frostfreien Bereichen möglich. Einzelne Entwicklungsstadien der Milben können milde Wintertemperaturen überdauern.

Milben besitzen vergleichbar mit anderen Schädlingen ein enormes Vermehrungspotenzial und können sich derart schnell im befallenen Getreide ausbreiten.

Der dabei entstandene Schaden ist nicht unerheblich. Befallenes Getreide kann teilweise oder gänzlich ungenießbar werden. Bei starkem Befall ist ein beißend süßlicher Geruch wahrnehmbar. Typisch sind auch die Gespinste, welche optisch Staubflocken ähneln. Ursache der Schädigung des Getreides ist die Ansammlung von abgestorbenen Milben, Häuten, Exkrementen und anderen Ausscheidungen (Toxine). Damit geht eine Beeinträchtigung von Geruch, Geschmack, Aussehen und Konsistenz des Getreides einher. Darüber hinaus übertragen Milben schädliche Mikroorganismen wie Bakterien und Pilze. Der Hygienestatus des Getreides verschlechtert sich weiter und Verderbprozesse werden beschleunigt.

Milben selbst sind verdauungsphysiologisch eher selten bedenklich. Da sie aber mit Schimmelpilzen eine Symbiose eingehen, ist ihr Auftreten immer auch ein Hinweis auf eine Verschlechterung des Hygienestatus und eine Verminderung des Futterwertes. Die Folge sind Probleme mit der Tiergesundheit (Erbrechen, Durchfall) und daraus resultierende Leistungsdepressionen. Neben einer Behandlung betroffener Partien mit geeigneten Mitteln ist deshalb immer auch eine mikrobiologische Untersuchung (Pilze, Bakterien) anzuraten.

Befallenes Getreide nicht verfüttern
Wird das befallene Getreide ohne Behandlung verfüttert, gelangen die Milben zwangsläufig in den Stall, was weitere Probleme nach sich zieht. Verschiedene allergische Reaktionen wie beispielsweise Juckreiz treten bei den Tieren auf, was ebenfalls eine verminderte Futteraufnahme zur Folge hat.

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